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Ein neues Wort für immersive Technologien - Participation experience (PX)

participation experience
By Anja Prosch
Anja Prosch

6 Min

März 9, 2023
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Vor nicht allzu langer Zeit fand die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022 statt. Millionen von Sportfans versammelten sich, um dieses Ereignis zu feiern, das Spiel zu sehen, ihre Lieblingsspieler zu treffen, neue Freunde zu finden und sich einfach als Teil von etwas Grösserem zu fühlen, indem sie ein gemeinsames Ambiente teilen.

Im Jahr 2010 führte Marina Abramović im New Yorker Museum of Modern Art die Performance The Artist is Present auf. Die Idee hinter der Performance war, dass Marina mit jedem interessierten Besucher der Ausstellung Blickkontakt aufnimmt. Die Künstlerin schaute während der Performance 736 Stunden und 30 Minuten lang in die Augen von 1500 Zuschauern.

Als Strawinskys "The Rite of Spring" erstmals aufgeführt wurde, war das Publikum nicht auf eine derart avantgardistische Musik vorbereitet. Und während sich die Menschen zunächst in den Treppenhäusern und Gängen drängten, um einen Blick auf die Premiere zu erhaschen, verliessen sie schliesslich den Premierensaal, nachdem das Konzert kaum begonnen hatte. Augenzeugenberichten zufolge begann das Publikum während der Einleitung zu stören, und der Tumult erreichte seinen Höhepunkt, als sich der Vorhang hob und die stampfenden Tänzer der Augurs of Spring zum Vorschein kamen.

Was ist diesen drei Fällen gemeinsam?

In all diesen Fällen hatten die Teilnehmenden der Veranstaltung ein absolut einzigartiges Erlebnis, das man nur erfahren konnte, wenn man bei der Aktion und den anderen Teilnehmenden dabei war.

Im ersten Fall hatten die Teilnehmenden an den Sportspielen das Gefühl, zu etwas Grösserem zu gehören, weil sie etwas gemeinsam hatten, nämlich ihre Liebe zur Mannschaft und ihre Freude am Spiel. Im zweiten Fall können die Teilnehmenden an der Aufführung von Abramovi eine einzigartige Live-Begegnung mit dem Künstler haben. Im dritten Fall, dem Konzert von Strawinsky, wurde die gemeinsame Reaktion des Publikums Teil der Aufführung und verschmolz mit dem Ambiente.

All diese Situationen schaffen eine Participation Experience (PX). Mit anderen Worten, es handelt sich um eine Erfahrung, die zwischen 2 oder mehr Personen stattfindet, die gleichzeitig dasselbe Ereignis teilen.

Die Entwicklung von UX zu PX

Lange Zeit war die User Experience (UX) einer der Hauptschwerpunkte bei der Entwicklung eines neuen Produkts.

Wir erkannten, dass die Benutzeroberfläche (User Interface, UI) oder das Aussehen des Produkts nicht ausreichte, um volle Zufriedenheit zu erreichen. Das Produkt muss nicht nur ästhetisch ansprechend, sondern auch benutzerfreundlich und für jedermann zugänglich sein, damit die Schwierigkeiten und Hindernisse bei der Nutzung verringert werden.

Beim UX-Design hingegen stand der User, die Einheit, im Mittelpunkt. Diese Einheit konnte eine Person aus einer anderen Umgebung sein. Das Ziel von UX war es, diese Art von Erfahrung zu bieten, damit alle Personas ein einheitliches, zufriedenstellendes Erlebnis hatten.

Wir befinden uns jedoch in einer Zeit, in der die Konzentration auf die Einheit in vielen Bereichen unzureichend ist. Wir sind soziale Wesen und neigen daher dazu, Situationen gemeinsam zu erleben. Wie die obigen Beispiele zeigen, würde ein einzelner Sportfan eine andere Erfahrung machen, wenn er allein im Stadion wäre, als wenn er mit einer Gruppe von Menschen zusammen wäre.

Warum es für das Metaverse wichtig ist

Es wird erwartet, dass das Metaverse in Form einer Gemeinschaft existiert. Die Gemeinschaft ist für das Metaverse von entscheidender Bedeutung, da sie eine Grundlage für die Zusammenarbeit, Problemlösung und Kreativität der Nutzenden darstellt. Sie schafft auch ein Gefühl der Zugehörigkeit und ermöglicht es den Usern, auf sinnvolle Weise miteinander zu interagieren. Gemeinschaften können dazu beitragen, die Kultur, die Wertesysteme und die Regeln des Metaverses zu stärken und sicherzustellen, dass es sich auf sichere und gerechte Weise weiterentwickelt. Ausserdem bieten sie den Nutzenden eine Plattform für den Austausch von Ideen und Erfahrungen. Daher ist die Optimierung der Teilnehmererfahrung ein Muss im Metaverse.

Die Teilnahme am Metaverse ist eine wichtige Möglichkeit, sich mit anderen Mitgliedern der Online-Community auszutauschen und von ihnen zu lernen. Sie trägt dazu bei, sinnvolle Beziehungen aufzubauen und ein Gefühl der Verbundenheit mit anderen Nutzerinnen und Nutzern zu fördern, was Zusammenarbeit und Lernen ermöglicht. Durch die Teilnahme können die Nutzenden neue Perspektiven gewinnen, innovativ sein und ihre eigenen Möglichkeiten und Inhalte schaffen. Genau wie in der realen Welt kann die Teilnahme am Metaverse dazu beitragen, wichtige Informationen zu verbreiten und das Gemeinwohl zu fördern, da die Nutzenden über die Plattform mit anderen interagieren und sie unterstützen können.

Was bedeutet es, PX im Metaverse zu optimieren?

Im Metaverse ist das Erlebnis der Teilnehmenden dem echten Leben sehr ähnlich. Stell dir vor, du organisierst eine Veranstaltung für 100 Personen und kümmerst dich um jeden einzelnen Gast, damit er zufrieden ist. Die Bereitstellung von PX im Metaverse wird etwas Ähnliches sein, aber optimiert für Hunderttausende von Menschen, und der Prozess muss automatisiert werden.

Bei der Optimierung der PX ist es wichtig, die UX-Regeln zu beachten. Es gilt, benutzerfreundliche Erfahrungen zu schaffen, die sowohl intuitiv als auch angenehm sind. Das bedeutet, die Bedürfnisse, Motivationen und den Kontext des Nutzenden zu verstehen; Schnittstellen mit einer konsistenten und logischen Navigation zu entwerfen; sicherzustellen, dass der Inhalt richtig organisiert und leicht verständlich ist; das Erlebnis zu testen, zu überwachen und kontinuierlich zu verbessern und einen menschenzentrierten Ansatz für das Design zu verfolgen. Das Design sollte reaktionsschnell, zugänglich und sicher sein und die Benutzerfreundlichkeit, das Benutzerfeedback, die emotionale Reaktion des Benutzenden und ethische Überlegungen berücksichtigen.

Um eine reibungslose PX zu haben, müssen wir über fortschrittliche Technologien verfügen. Dazu gehören AR/VR, räumliches Audio, Gesichtserkennung, künstliche Intelligenz, Cloud Computing, fortschrittliche Mapping- und Navigationssysteme, 5G-Netzwerke und die Verarbeitung natürlicher Sprache (natural language processing). Darüber hinaus sind sichere, zuverlässige und schnelle Internetverbindungen für ein erfolgreiches Metaverse unerlässlich. Um ein sicheres und immersives virtuelles Erlebnis zu gewährleisten, müssen auch robuste Cybersicherheitsmassnahmen vorhanden sein. Schliesslich werden fortschrittliche Rendering-Technologien wie Photogrammetrie und volumetrische Erfassung benötigt, um das Metaverse glaubwürdiger erscheinen zu lassen. Wenn all diese Elemente vorhanden sind, werden die Nutzerinnen und Nutzer in eine nahtlose und dynamische virtuelle Welt eintauchen können.

Die Technologie, die für den reibungslosen PX verwendet wird, erfordert spezielle Hardware, wie z. B. High-End-Gaming-Systeme mit einer leistungsstarken CPU, GPU und viel RAM sowie eine zuverlässige und schnelle Internetverbindung. Für ein noch besseres Erlebnis kann ausserdem ein Virtual-Reality-Headset wie Oculus Rift erforderlich sein.

Auf der Softwareseite würde ein gutes PX-Erlebnis Datenbanken, Middleware für die Verbindung und Interaktion der User, ein Software Development Kit (SDK) oder ein Game-Engine-Plugin erfordern, das den Usern die Interaktion mit dem Metaverse ermöglicht. Und schliesslich sind hochwertige 3D-Grafiken, Animationen und Sound erforderlich, um ein realistisches und glaubwürdiges Erlebnis zu schaffen.

Auf dem Weg in die Zukunft wird sich die Technologie weiter entwickeln, und mit ihr unser Verständnis für diese Innovationen, die dazu beitragen können, sinnvolle und ansprechende Beteiligungserfahrungen für die Menschen zu schaffen. Wenn wir verstehen, wie wichtig PX ist, können wir Umgebungen schaffen, die nicht nur den Nutzerinnen und Nutzern Spass machen, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes von Nutzen sind.

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